So geht´s: Das Binding mit Fotoanleitung

Wie letzte Woche schon versprochen, habe ich heute noch einmal die liebe Elke von "Valomeas Flickenkiste" bei mir im Blog zu Gast.
Sie zeigt Euch zwei verschiedene Arten von Bindings, da ist sicher für jeden eine geeignete Methode dabei - mich hat es wieder einen grossen Schritt weiter an meinen Harry Potter Quilt gebracht!
Elke hat alles Schritt für Schritt fotografiert und wie ich finde, klasse beschrieben. Ich freue mich, das sie sich so eine Arbeit gemacht hat und übergebe mal schnell das Wort an Elke:
***

Die letzte Woche war ja eine ganz besondere Woche! Ich durfte Euch neulich schon vollschwatzen, was es in meinem Nähzimmer alles für Vliese gibt. Und nun darf ich gleich noch mal, heute reden wir über Binding! Noch so ein trockenes Thema.... 


Mir war schon relativ schnell nach meinem Start in's Leben als Patchworkerin klar, dass ich lernen möchte, wie man ein "ordentliches" Binding näht.
 Als Autodidaktin ohne Patchworkgruppe im Umfeld und damals noch ohne Internet-Bloggerwesen hatte ich mir als Anleitung eine Zeitschrift gesucht.

Und so habe ich mein erstes Binding genäht und mache das nun - Jahre später - immer noch genauso. Und das zeige ich Euch jetzt: 


Ich nähe immer doppelte Bindings, d.h. der Stoff für den Randstreifen liegt von Anfang an doppelt. 

Da sehe ich zwei entscheidende Vorteile: 

1. ist der Rand der Patchworkarbeit dadurch schön stabil. Der Rand wird am meisten strapaziert, schleift in der Gegend rum, stößt an, hat in der Waschmaschine sicher auch eine hohe Reibung auszuhalten - "doppelt hält besser" - dieser Weisheit glaube ich auch hier. 

2. entsteht damit für das Annähen mit Hand auf der Rückseite der Arbeit eine von vorn herein "saubere" Kante

Das sehen wir uns jetzt mal an: 

Zuerst schneide ich mir Stoffstreifen in ausreichender Länge zu (einmal um die Arbeit herum+ Nahtzugaben). Das können bei einem großen Quilt viele Meter sein. Die benötigte Länge lässt sich sehr einfach mathematisch ermitteln, darüber müssen wir hier sicher nicht reden (wenn jemand dazu eine Frage hat - melden!). Oft sieht man große Quilts mit mehrfarbigem Binding. Das mag ich persönlich auch sehr und nutze da oft Restbestände. 


Irgendwie muss man die Stoffstreifen zusammen setzen. Dafür gibt es die Möglichkeit der Diagonale, aber ich setze meine Bindingstreifen immer gerade zusammen. Diagonal trägt nicht so auf, Gerade sieht bei bunten Bindings besser aus, finde ich. Da muss jeder seine eigene Methode finden. 

Zuschnittbreite der Streifen:
bei Tischsets oder -läufern, MugRugs und ähnlichen kleinen Objekten schneide ich für das doppelte Binding 6,5 cm breite Streifen zu, bei größeren Teilen , wie einem Bettquilt 7,5 cm.

 Diese Streifen nähe ich zu einem gaaaaanz laaaaaangen Streifen in nötiger Gesamtlänge zusammen. Die Nahtzugaben bügele ich dabei auseinander, damit sie möglichst wenig auftragen. Dann bügele ich den langen Streifen zur Hälfte. Bei sehr langen Streifen (für einen großen Quilt) lohnt es sich, diesen Streifen aufzurollen, dann ist er besser händelbar. Und ich halte ihn immer auch testweise mal am Quilt an, um zu vermeiden, dass eine Nahtstelle am Binding zufällig direkt auf eine Ecke fällt. Bevor es losgeht, ist aber noch eine wichtige Entscheidung zu treffen, es gibt nämlich zwei Möglichkeiten: 

1. Schönheit vor Tempo 

man näht den Streifen von der Vorderseite her an und klappt ihn dann auf die Rückseite um und näht ihn dort per Hand möglichst unsichtbar fest. 


Das dauert bei 8 Metern eben ein bisschen.... Aber bei kleinen Teilen ist das ganz fix gemacht. Bei mir sieht man die kleinen Stichlein schon, aber das finde ich akzeptabel. 


Geschickte Näherinnen schaffen es auch, das Binding dann von vorn mit der Maschine direkt im Nahtschatten anzunähen, aber das ist ein bisschen tricky und sieht von hinten nicht immer ganz gleichmäßig aus (bei mir zumindest...;-) 

2. Tempo vor Schönheit 

man näht den Streifen von der Rückseite her an und klappt ihn dann nach vorn um und näht ihn dort mit der Maschine fest. Ich nenne das "Faule-Mädchen-Binding" und verwende diese Art gern für Tischläufer und Tischsets 


und für Quilts, dessen Empfängern das wurschtpiepegal ist wie zum Beispiel bei dieser Nesteldecke


Das Annähen 

Beim Annähen ist es egal, ob mir Tempo oder Schönheit wichtiger ist - das passiert auf die gleiche Art und Weise. Man legt den vorbereiteten Binding-Streifen ca. 10 cm (oder mehr) von einer Ecke entfernt beginnend an und steckt ihn an der ersten Kante der Arbeit fest. Je nach Breite des gewünschten Bindings eventuell 2-3mm Abstand zum Rand lassen. Am besten, Ihr macht eine Steck- oder Nähprobe, klappt den Bindingstreifen dann auf die Rückseite um. Dort muss das Binding die gesteckte/genähte Naht gerade eben überdecken: 


Dann wird genäht: die ersten ca. 10 cm des Bindingstreifens bleiben vorerst lose. Genäht wird bis eine Nahtzugabenbreite vor (!) der Ecke (hier markiert mit einer Stecknadel) 


Dort wird verriegelt und abgeschnitten. Das ist entscheidend für die Schönheit der späteren Ecke! Jetzt wird gefaltet: den Bindingstreifen erst rechtwinklig nach oben falten, 


dann zurück, bündig mit der Quiltkante. 


Es entsteht dabei eine diagonale Falte (die man aber nach dem Falten nicht sieht). 


Stecken und die nächste Kante nähen. Dabei direkt an der Kante beginnen (die blaue Stecknadelspitze zeigt den Startpunkt an), verriegeln. 


Wenn die Nähmaschine sich an dem "Buckel" zu Beginn schwer tut, lege ich dahinter ein gefaltetes Vliesstück und überliste so die zickige Nähmaschine: 


Wieder eine Nahtzugabenbreite vor der nächsten Ecke verriegeln. Und so weiter und so weiter, bis die 4. Ecke kommt. 


Dort stecke ich erst mal nur die Faltung der Ecke und schneide dann das Binding passend ab. Dafür gibt es sehr professionelle Möglichkeiten, ich mache das aber ganz ordinär:
lege die beiden Streifenenden übereinander, denke mir die Nahtzugaben und schneide ab. 


Die beiden Enden müssen dann zusammen genäht werden, das ist immer ein bisschen fummlig. Dazu löse ich die bisher nur gesteckte vierte Ecke, dann ist ein bisschen mehr Platz. Bei großen Quilts kann man sich der Einfachheit halber längere lose Enden des Bindingstreifens gönnen, bei MugRugs geht das leider nicht, also ruhig auf kleinem Raum üben! ;-) 


Die Nahtzugabe streiche ich mit dem Fingernagel nur breit. Dann kann man die vierte Ecke falten, stecken und das letzte Stück nähen. 


Fertigstellen bei der Methode Schönheit vor Tempo: 

Hier wird der Bindingstreifen nach hinten umgeklappt und festgesteckt. Die Stoffkante sollte jetzt gerade die Naht überdecken. 


Mit möglichst unsichtbaren Stichen wird nun das Binding festgenäht. Beim Umkrempeln der Ecken nach hinten muss man darauf achten, dass der Stoff schön liegt . Auf der Vorder- und der Rückseite sollte das gleich aussehen mit einer sichtbaren Faltung über die Diagonale zur Ecke hin. 


Manchmal muss man mit einem spitzen Gegenstand (Nadel, Pinzette, kleine Schere) ein bisschen nachhelfen, dass sich die Faltung korrekt ergibt. 


Fertigstellen bei der Methode Tempo vor Schönheit: 

Hier wird der Bindingstreifen nun nach vorn umgeklappt und festgesteckt. Zum Falten der Ecken sind die gleichen Dinge zu beachten wie eben beschrieben. Auch hier sollte die Stoffkante die erste Naht eben so überdecken. Nun kann man - schön langsam und ordentlich - das Binding mit der Maschine festnähen. Das sieht am Ende von vorn aus als hätte man einen Schrägstreifen verwendet, 


von hinten allerdings nicht. Dort sollte möglichst ganz knapp neben dem Binding die Naht zu sehen sein: 


Mal ehrlich: das klappt bei mir oft nicht über das ganze Binding. Manchmal trifft die zweite Naht auf der Rückseite auch den Bindingstreifen. Aber... Mädels.... das ist HINTEN! Da guckt nie einer hin und für Tischsets oder Nesteldecken ist es eben eine schnelle Aktion. 


Außer diesen beiden Möglichkeiten gibt es ungezählte andere. Aber das ist hier ja keine Datenbank sondern ein persönlicher Erfahrungsbericht. Ich mache es eben so.
Seit Jahren und auch weiter. So erhalte ich "schöne Ecken" 
und freue mich immer an meinen Bindings.... ;-) 

Liebe Ulrike, vielen Dank, dass ich bei Dir Gastbloggerin sein durfte! Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mal etwas intensiver über so ein Thema nachzudenken. Ich hoffe, die eine oder andere Leserin, die noch nicht so erfahren im Patchworken ist, kann den Ausführungen folgen und traut sich....
*****



Im Mai geht es dann weiter mit meinem nächsten Gastblogger - ihr dürft genauso gespannt sein, wie ich :0)
Wie findet ihr meine Aktion bis jetzt? Konntet ihr etwas für Euch gebrauchen?
Also, ich fand bis jetzt wirklich alles spannend und toll geschrieben, Eure Kenntnisse beeindrucken mich immer wieder aufs Neue...

Ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)




Kommentare

  1. Ein toller Beitrag. Ich mache es ähnlich. Nur statt in der Ecke zu Verriegeln, nähe ich von der Stelle aus Diagonal im 45 Grad Winkel zur Ecke hin. Dann legen sich die Ecken irgendwie schöner bei mir. Für das Enden Zusammennähen bin ich bei YouTube über ein Video von Jenny von der Missouri Star Quilt Company gestolpert. Seitdem verwende ich diese Methode.
    Lieben Dank euch beiden für diesen tollen Post.
    Winkegrüße Larissa

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    1. Muss ich mir direkt mal ansehen... du weißt ja - ich bin Autodidaktin! ;-)

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  2. Sehr schön erklärt!
    Liebe Grüße, Marita

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  3. Mir geht es wie Elke, meistens nehme ich Tempo vor Schönheit. Ich bin einfach keine Handnähtante. *gg*
    LG Rike

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    1. Der Zweck ist für mich entscheidend. Bei meiner Sets-around-the Year-Serie habe ich alle Bindings mit der Hand genäht - sollte eben "schön" werden...

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  4. Liebe Elke,
    toll er klärt!
    Seit unserer gemeinsamen Aktion "Sets around the year" mache ich es auch so und bin damit sehr zufrieden. Bisher hatte ich mich nämlich meistens vor einem Binding gescheut...doch mit der Methode, werden es meistens wunderbare Ecken.
    Liebe Ulrike, danke, das du diesen Gastbeitrag ermöglicht hast;-)

    LG Klaudia

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    1. Hihi... das habe ich genau beobachtet! In der Zeit hast Du da eine tolle Entwicklung gemacht!

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  5. Liebe Elke,
    danke für einen weiteren, sehr toll geschriebenen und bebilderten Post! Das hab ich mir mal abgespeichert für die Zukunft, denn jetzt erscheint mir das Binding viel klarer ;O)
    Liebe Ulrike,
    danke für diese tolle Gastblogger-Serie, das war sehr interessant und hat mir einiges gebracht!
    Nun bin ich gespannt auf Deine nächste Gastbloggerin/ Dein nächster Gasrblogger !
    Habt einen wunderschönen Wochenteiler!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

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  6. Danke für die ausführliche Anleitung. Fast genauso nähe ich das Binding an. Da ich mit der Nähmaschine quilte, sind auf dem Quilt von rechts Maschinennähte zu sehen. Deshalb nähe ich das Binding auch mit der Nähmaschine an. Erst auf der linken Seite und dann sauber eingeschlagen als knappkantige Naht auf der rechten Seite.
    Mich stört es nicht, denn es ist nur eine weitere Quiltnaht zu den Maschinennähten.

    Da ich mit dem Ellbogen Probleme habe,quilte ich keine Handnähte. Beim Handquilten würde ich es auch von links mit der Hand annähen.
    Grüße von Frauke

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  7. Hallo zusammen,
    ich mag doppelt gelegtes Binding nur , wenn ich ein stabiles Binding brauche. Ansonsten nehme ich den Stoff lieber einfach. Ich schneide 3,5 -4,5cm breite Streifen, gar nicht schräg, und bügele eine Seite schon um. Die andere nähe ich so auf der Vorderseite fest, wie Elke beschrieben und und die Rückseite, auch Kilometerlang nähe ich (meditativ!!!) auf der Rückseite per Hand fest.
    LG Doris :o)

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  8. Da ich ein alter Hase (alte Häsin)in Sachen Patchwork bin und auch schon einige Jahre Patchworkkurse leite kann ich sagen, dass Elke eine ganz tolle Anleitung geschrieben hat. Ich mache es genauso, wie sie es in dem wunderbar bebilderten Post zeigt. Mir sagen Skizzen und Fotos sowieso viel mehr als langer Text. Ich bin eine leidenschaftliche Handnäherin, deshalb schrecke ich auch vor einem langen Binding nicht zurück. Mit der Maschine von hinten nach vorne arbeite ich nur, wenn ich zweifarbiges Binding mache, bei dem sieht man eine kleine andersfarbige Biese. Vielleicht kennt das ja jemand.Vielen Dank an Elke von Rela

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  9. schöne Anleitung - für jeden Neuling sehr wertvoll - ich selbst mache die Ecken wie Tips: nicht verriegeln, sondern schräg nach außen Richtung Ecke nähen, dann legt sich der Streifen fast wie von selbst um die Ecke ;-)
    und meistens mache ich die "Schönheit vor Tempo"-Verion, da kann man so schön die Seele baumeln lassen, wenn man meterlang vor sich hinstichelt ohne groß denken zu müssen ... ;-)
    LG Brigitte

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  10. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  11. Ich mache das auch so, wobei ich das schräge Zusammennähen für die Bindingstreifen bevorzuge. Und ich bevorzuge "Schönheit vor Tempo". Es gibt nichts Schöneres, als einen großen Quilt zu beenden und ganz genüßlich das Binding auf der Rückseite mit der Hand anzunähen.

    Gruß Marion

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  12. Da schließe ich mich Marions Worte 100% an.
    Schönheit vor Tempo!!!
    Ein herrlicher Satz, so wie der ganze Beitrag,
    vielen Dank liebe Valomea, das hast du super gemacht!
    Und vielen Dank Ulrike, weil du die Leute anstiftest so tolle Beiträge zu schreiben :-)
    Liebe Grüße
    Bente

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