So geht´s: Vom Top zum Quilt

Vom Top zum Quilt – Das Heften 



Vor ein paar Tagen erreichte mich eine E-Mail von Ulrike, in welcher sie fragte, ob ich gern einen Gastbeitrag für ihren Blog schreiben wollte. Schon im letzten Jahr hatte sie immer wieder Gastblogger und möchte das auch in diesem Jahr fortsetzen. 

Da ich die Angewohnheit habe – mein Mann meckert darüber oftmals – morgens im Bett E-Mails abzurufen und zu lesen, war ich an dem Morgen sofort hellwach und dann kamen die Fragen: Ich einen Gastbeitrag? Worüber denn?
 Und kann ich das überhaupt, schließlich habe ich das alles doch gar nicht gelernt, sondern mir selbst beigebracht. Aber Ulrike meinte, dass sie genau solche Blogger möchte. 


Eine Weile habe ich überlegt, worüber ich denn überhaupt bloggen könnte und dann kam mir die Idee „Vom Top zum Quilt“, schließlich habe ich gerade ein tolles Top fertig gestellt, welches ich nun heften und quilten möchte. 

So sehr ich beim Patchworken eine Nichtbüglern bin, so sehr plädiere ich dafür, vor dem Heften das Top und die Rückseite ausreichend zu bügeln. Ich bügele immer mit ganz viel Dampf, manchmal auch mehrfach. Gerade mein Rosentop, welches von Hand appliziert ist, muss ich gründlich bügeln. Auf dem Foto kann man gut erkennen, wie gutes Bügeln, das Top noch einmal verändern kann. 


Ganz wichtig ist, dass Vlies und Rückseite an jeder Seite ca. 10 cm größer als das Top sind. Insbesondere beim Maschinenquilten ist das ganz wichtig, denn da wird das Top eventuelle durch vieles Quilten noch etwas gedehnt. Beim Handquilten ist die Gefahr nicht ganz so groß, aber auch da müssen Vlies und Rückseite größer als das Top sein, um eventuelle Verschiebungen ausgleichen zu können.

Als ich mit dem Quilten angefangen habe, habe ich meist Polyestervlies verwendet, möglichst hochbauschig, damit der Quilt schön dick und kuschelig wird. Wenn ich dann aber noch eine Rückseite aus Kuschelvlies verwendet habe, liess sich das Sandwich kaum noch unter der Nähmaschine bewegen. Irgendwann habe ich dann, durch eine Komplettpackung, anderes Vlies kennengelernt und zwar 80/20-Vlies (80 % Baumwolle, 20 % Polyester). Zuerst war ich skeptisch, denn das Vlies ist ja doch recht dünn, aber die Verarbeitung und auch im fertigen Quilt hat mich das Vlies vollends überzeugt. Und so verwende ich das Vlies in letzter Zeit nur noch. Auf eine bestimmte Marke bin ich dabei nicht festgelegt, meist kaufe ich das Vlies von Luna. 

Eigentlich soll man das Vlies ja vor der Verarbeitung eine Weile ausliegen lassen, damit die Falten vom Zusammenlegen verschwinden. Ich mache das nicht, da diese Art der Verarbeitung ja einen gewissen Vorlauf und eine gewisse Planung benötigt. Ich bin meist sehr spontan in meinen Tätigkeiten und wenn ich ein Top fertig habe, möchte ich es quilten und nicht erst noch das Vlies liegen lassen. ;-) 

Ich habe meine Tops auf verschiedene Arten geheftet. Alle verwende ich auch heute noch. 


Zu Beginn meiner „Quilterlaufbahn“ habe ich, weil ich andere Arten einfach noch nicht kannte, mein Top mit Vlies und Rückseite mit Stecknadeln zusammengesteckt. Wenn ich kleinere Quilts habe, die ich mit der Maschine quilte, mache ich das auch heute noch. 


Allerdings hat diese Methode zwei Nachteile: Blasen an der Fingerkuppe vom Stecknadeln stecken und zerkratzte Arme vom Quilten. Aber für kleinere Quilts, die ich gleich mit Maschine quilte, eine für mich unschlagbare Methode. 


Die eigentlich klassische Heftmethode ist ja das Heften mit Heftfäden. Diese Variante habe ich zwei-, dreimal für einen größere Quilts verwendet, die ich von Hand quilten wollte.

Dazu habe ich meine Rückseite, darauf mein Vlies und dann das Top auf einem großen Tisch ausgebreitet. Mit einer großen, langen Nadel und Heftgarn (kannte ich damals nicht und musste mir erst erklären lassen, was das ist) habe ich dann den Quilt geheftet.

 Dazu habe ich mit der Nadel in das Sandwich gestochen und 
bin nach einem Stück dann wieder hochgekommen.


 Man tut einfach so, als würde man mit normalen,
aber großen Stichen etwas zusammennähen.

Zum Handquilten ist das eine wirklich sehr gute Lösung, zum Maschinenquilten eignet es sich meiner Meinung nach überhaupt nicht, denn durch die Maschinenstiche wird der Heftfaden ja mehrfach auf dem Quilt festgenäht. 


Eine andere Heftmethode ist Kleben. Auch das habe ich schon oft angewendet. Hauptsächlich zu der Zeit, als ich das Heften als die
unbeliebteste Arbeit am Herstellen eines Quilts empfunden habe.

Ich habe dafür Sprühkleber Odif 505 verwendet. Dazu wird die Rückseite glatt auf dem Untergrund ausgebreitet. Viele kleben die Rückseite auf dem Fußboden fest.
 Ich habe das bisher nicht gemacht, bisher ging es so und ich habe auch
 nie Kreppband zu Hause gehabt (fehlende Planung?).

Meistens habe ich es dann so gemacht, dass ich mein Vlies auf die Rückseite gelegt und angepasst habe. Dann habe ich an einer Seite mein Vlies zur Mitte hin eingerollt und begonnen, meine Rückseite von der Mitte nach außen hin mit dem Kleber zu besprüchen. Das eingerollte Vlies habe ich dann Stück für Stück ausgerollt und dabei die Falten immer gut nach oben und zur Seite hin ausgestrichen. Mit der anderen Seite habe ich es ebenso gemacht. Wenn Vlies und Rückseite gut mit einander verbunden sind, passtiert das gleiche mit dem Top. Das habe ich auf Vlies und Rückseite ausgebreitet und gut ausgestrichen. Wieder habe ich von außen zur Mitte hin eingerollt und dann mein Top auf mein Sandwich geklebt. Wichtig ist, die Falten die entstehen, immer gut auszustreichen. 

Als Nachteil beim Kleben empfinde ich, dass auch die Umgebung klebt, da der feine Sprühnebel nicht ganz so gut zu dosieren ist und sich dann überall verteilt. Geklebte Tops habe ich vor dem Quilten immer erst ein wenig liegen gelassen, damit der feuchte Kleber trocknen kann. Geklebte Quilts habe ich immer mit der Maschine gequiltet, aber auch zum Handquilten ist es, denke ich, eine passable Methode. 


Im Quiltfriendsforum, in dem ich damals sehr viel unterwegs war, hatte ich von einer Heftpistole gelesen. Viele hatten damit gute Erfahrungen gemacht, andere hielten von der Methode nicht viel. Ich habe mir eine Heftpistole gekauft und auch damit das Heften damit versucht. In letzter Zeit habe ich nur noch kleinere Quilts mit der Pistole geheftet. Dazu habe ich dann immer Rückseite, Vlies und Top auf das Bügelbrett gelegt, welches ich höher als zum Bügeln eingestellt habe, damit ich mich nicht so weit runterbeugen muss. 



Wenn ich mit der Pistole hefte, liegt die linke Hand unter dem Sandwich, von oben steche ich mit der Pistole hin das Sandwich hinein. 

Die Nadel kommt bei mir immer zwischen linkem Zeige- und Mittelfinger durch, so weiß ich immer, ob ich weit genug in das Sandwich hinein gestochen habe. Dann „schieße“ ich den Heftfaden in den Quilt hinein. Die Nadel hinterlässt im Stoff ein kleines Löchlein, welches aber in den allermeisten Stoffen sich wieder zuzieht. Bei Batikstoffen nehme ich die Heftpistole weniger gern. Die sind fester gewebt als normale Stoffe und so verschwinden die Löcher dort etwas schlechter. 


Die Methode kann sowohl zum Hand- als auch zum Maschinenquilten verwendet werden. Um die kleinen Heftfäden nach dem Quilten wieder aus dem Quilt zu bekommen, gibt es einen Entferner. Der ist vorn ein bisschen gebogen und hat einen Schlitz. Mit dem gebogenen Teil fährt man unter den Heftfaden und schiebt dann das Teil nach vorn. Durch den geschliffenen Schlitz wird der Heftfaden durchtrennt und kann ganz leicht aus dem Quilt entfernt werden.


Verlinkt bei



Ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

Kommentare

  1. Danke für diesen tollen und so ausführlichen Gastbeitrag! Du Hast das Quilten toll mit Bildern und Worte erklärt!
    Ich wünsche Dir einen freundlichen Tag!
    ♥ Allerliebste Grüße, auch nach Dänemark, Claudia ♥

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  2. Guten Morgen ihr zwei,

    vielen Dank für den tollen Beitrag, nun bin ich wieder etwas schlauer und langsam ruft der noch nicht fertige Quilt nach mir ... :). Ich denke ich werde die Sprühkleber variante probieren aber lieber draußen und gut abgedeckt.

    Viele liebe Grüße eure nähbegeisterte Andrea

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  3. Klasse Post ,gefällt mir.
    Danke für die Anleitung
    LG heidi

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  4. Ein sehr informativer Post. Vielen Dank an Viola und auch an Ulrike. Beste Grüße von Rela

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  5. Liebe Viola,
    du hast das alles sehr gut beschrieben. Bei kleineren Arbeiten hefte ich meist auch mit Stecknadeln. Kleben gefällt mir so gar nicht. Ich findet der Quilt kann dann nicht arbeiten.
    Für meine großen Quilts hefe ich mit den mini Sicherheitadeln. Das gefällt mir am besten. Ich habe ganz kleine weiche, das geht dann auch nicht so auf die Finger. Das ist ja im Prinzip so wie mit der Pistole.
    Liebe Grüße, Marita

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  6. Liebe Viola, sehr anschaulich hast du den Weg vom Top zum Quilt beschrieben. Nur zu Anfang meiner Quilterei habe ich geheftet, schon lange Zeit wird nur noch gesteckt oder mit den Quilter-Sicherheitsnadeln gearbeitet. Ich komm prima so zurecht. Von deinem Rosenquilt bin ich immer wieder auf's neue begeister.
    LG eSTe

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  7. Guten Abend :)
    Eine ganz tolle Beschreibung. Ich liebe solche Beiträge, auch wenn ich selbst noch nie mit dieser Materie zu tun hatte.
    Weiter so!
    Das Ergebnis ist wirklich toll!
    Herzliche Grüße
    Andrea ♥

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  8. Liebe Viola,
    sehr schön hast du den Werdegang vom Top zum Quilt beschrieben.Ich hefte meine Quilts meistens mit kleinen Sicherheitsnadeln oder großen Heftstichen.Danke für deinen Beitrag....

    LG Klaudia

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  9. Vielen Dank für deine tollen Erfahrungsbericht, bloß was nehme ich nun ... lach, liebe Grüße Ingrid

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  10. Liebe Viola,
    vielen Dank für deinen interessanten Bericht - vom Top zum Quilt, das ist für mich ja der schwierigste Schritt! Und außerdem freue ich mich, so auf deinen Blog gestoßen zus ein!
    Und dir, liebe Ulrike, vielen Dank für das Weiterführen der Gastbloggerbeiträge - das finde ich immer super spannend - vor allem weil man auch neue Blogs entdeckt!
    GLG nach Dänemark
    Christiane

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  11. Liebe Viola,
    Wow was für eine Arbeit!! Dankeschön für die ausführliche Beschreibung. Ich wünsche dir einen schönen Tag.
    Liebe Grüße
    Annette

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  12. Liebe Viola, Liebe Ulrike, vielen Dank für diesen tollen Beitrag im "So geht's"
    Die vielen verschiedenen Möglichkeiten vom Top zum Quilt zeigen mir wieder, dass es keine Quiltpolizei braucht und viele Wege zum Ziel führen. Die Microstitch finde ich immer noch sehr spannend als Methode, ich denke, der Quilt ist damit geheftet und hat aber immer noch etwas Spiel...Ausprobiert habe ich sie aber noch nicht. Ich bin eher der klassische Heftfadenbenutzer ;o) Deine unkomplizierte Schreibe, liebe Viola, mag ich sehr und freue mich schon auf Dein Rosenstämmchen in Ohrdruf!
    Ein Dankeschön an Ulrike, dass Du diese Reihe weiterführst!!!
    Habt ein frohes Osterfest und liebe Grüße an Alle
    Katrin

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  13. Vielen Dank für die Erläuterung der Heftpistole liebe Viola, das war mir noch unbekannt.
    Winkegrüße Lari

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